2004 bis 2011: Mein erstes Engagement in der Redaktionsgruppe der HAB dauerte sieben Jahre und hat riesig Spass gemacht. Ich konnte nicht nur viele spannende Geschichten recherchieren und schreiben, ich lernte auch viele spannende Menschen kennen. Und ich erlebte hautnah den Umzug vom legendären anderLand in der Matte ins Weissenbühl in die Villa Stucki.
Sehr spannend waren beispielsweise die Recherchen zum HABinfo vom Oktober 2004 zum Thema «(H)Alt». Da schrieb mein Freund und GAYRADIO-Mitstreiter Andreas Blum von seinen Wünschen fürs Alter. Er war damals 42 und sein Traum war, nach seiner Pensionierung mit dem Lebenspartner in ein südliches Land zu ziehen, dort ein kleines Haus zu kaufen und eine GayBar zu eröffnen. Dieser Wunsch blieb ihm vergönnt – Andreas starb mit knapp 50.
Und ich war 2004 zarte 43 – frisch verliebt! Zitierte Liebesbezeugungen per SMS:
Lieber kleiner und starker Daniel, schlafe gut und träume was Schönes. Würde jetzt gerne neben dir einschlafen. Liebe dich ganz fest. Herzliche Küsse.
Das Thema «Schwul im Altersheim» war schon damals aktuell und mir scheint fast, dass wir hier noch nicht weiter sind. Ich stellte in einem Artikel ein Projekt aus Deutschland vor, das bereits in der Ausbildung der Pflegenden das Thema «Homosexualität im Alter» in die Lehrpläne einbauen wollte. Ein Kontrapunkt setzte der damals 43-jährige Pflegefachmann Walter Lehmann. Er schrieb:
Ich finde es nicht nötig, dass Pflegepersonal speziell ausgebildet werden muss, um richtig mit homosexuellen alten Menschen umzugehen. Pfleger und Schwestern werden ausgebildet um auf die Bedürfnisse der Patienten oder Bewohner eingehen zu können. Dabei spielt es grundsätzlich keine Rolle, ob jemand homo- oder heterosexuell ist.
Herbst 2005: Der Abstimmungskampf um das Partnerschaftsgesetz war gewonnen und die HABinfo-Redaktion überschrieb das damalige Heft mit «Packen wir’s an!» Und HABinfo-Mitstreiter Martin Fröhlich fragte im Editorial:
Ja, was denn? Es ist doch jetzt alles in Ordnung. Das Partnerschaftsgesetz ist durch. Ab 2007 können wir «heiraten». Was sollen wir jetzt noch?
Auf 28 folgenden Seiten zählten wir auf, was es nach dem gewonnen Abstimmungskampf noch zu tun gäbe – vor allem auch innerhalb der HAB, der Homosexuellen Arbeitsgruppen Bern. Thema war da u.a. auch das damalige Vereinslokal der HAB, das anderLand.
Die ersten Anzeichen, dass es mit dem anderLand nicht mehr ganz so gut steht, kommunizierte die HABinfo-Gruppe im März 2006. Alain Bühler stellte im Editorial die Fragen:
Wie kommt neuer Schwung ins anderLand? Braucht es eben doch ein neues Lokal? Oder reichen etwas Farbe und Ideen? Wie entgegnen wir den sinkenden Besucherzahlen?
Sparmassnahmen innerhalb der HAB wurden Ende 2006 sichtbar, als aus dem umfangreichen HABinfo ein A4-Blatt wurde. Die Redaktion schrieb:
Seit einiger Zeit laufen die Geschäfte der HAB nicht so, wie sie sollten. Die Gäste am Mittwochabend im anderLand bleiben aus, die Vermietungen der Räume sind rücklaufig: Die HAB nehmen bei weitem nicht mehr so viel ein, wie sie müssten. Ein Konkurs scheint momentan sogar in greifbarer Nähe. Das wollen wir verhindern und gehen mit gutem Beispiel voran.
Regelmässig informierten wir HABinfo-Macher über den Stand unseres Vereins mit einem vierseitigen HABinfo. Dann entschied die Mitgliederversammlung vom 25. Juni 2007 und wir schrieben:
HAB zieht in die Villa Stucki!
Am 3. November 2007 fand die feierliche Verabschiedung des anderLand statt: mit einem Diner und einem grossartigen Auftritt von Xaver und Jules und ihrem schwulen Cabaret für Herztöne, Hirnzellen, Lachmuskeln, Kitschadern und Seelenströme.
Den Normalbetrieb nahm die HABinfo-Redaktionsgruppe anfangs 2008 wieder auf.