Eine Art Weihnachtsgeschichte aus dem Vatikan

Eine Zeitung titelt: «Revolution in der Kirche». Und eine weitere Zeitung schreibt unter der Überschrift «Hut ab vor diesem Papst»: «Auch Homosexuelle werden nun gesegnet». Das sei «überfällig» und ein «grosser Schritt».

Öffentlich gemacht hat der Vatikan diese «Neuigkeit» am vergangenen Montag – also kurz vor Weihnachten (der Christtag, auch Hochfest der Geburt des Herrn). Im Schreiben ist von der «Möglichkeit der Segnung von Paaren in irregulären Situationen und von gleichgeschlechtlichen Paaren» die Rede. Und ausdrücklich betont wird darin auch, dass ein solcher Segen nicht rituell festgelegt werden darf, «um keine Verwechslung mit dem Ehesakrament hervorzurufen».

Was dies nun für gleichgeschlechtlich Liebende in der römisch-katholischen Kirche bedeutet, erklärte diese Woche der «Südkurier». Die Entscheidung sei ein «theologisches Dilemma», den gemäss Katechismus ist Homosexualität eine «objektiv ungeordnete» Neigung, denn die einzige legitime sexuelle Verbindung zweier Menschen dürfe nur in der «Mann und Frau» vorbehaltenen Ehe stattfinden. Doch offenbar hat auch der Vatikan so seine Tricks: Bisher wurde der Charakter von Segnungen «liturgisch» verstanden. Neu können Segnung – quasi als Weiterentwicklung – auch pastoraltheologischen, also barmherzigen Charakter haben. Denn der Segen für gleichgeschlechtliche Paare dürfe «niemals im direkten Zusammenhang mit einer standesamtlichen Feier» erteilt werden.

Das Kloster Einsiedeln liegt idyllisch. Auf der Webseite des Klosters erfahre ich, dass hier «Menschen den Segen Gottes erfahren» dürfen. Will heissen, ich zitiere: «Wenn wir uns selber oder Gegenstände unter den Segen Gottes stellen, dann bitten wir um seinen Beistand und seinen Schutz».

Habe ich richtig gelesen? Gegenstände werden auch unter den Segen Gottes gestellt?

Es stehe mehrmals am Tag ein Priester im Kloster Einsiedeln bereit, um «Personen und Gegenstände» zu segnen. Besonders beliebt sei da die Segnung von Kerzen, Rosenkränzen und religiöse Anhänger – die notabene im Klosterladen käuflich erworben werden können. Und auf Wunsch können auch Autos und Motorräder im Freien gesegnet werden, dies muss allerdings frühzeitig beim Wallfahrtsbüro angemeldet werden.

Und die Moral von der Geschichte?

Würde nun das Kloster Einsiedeln mich, meinen Partner und unsere Partnerschaft segnen? Ich frage per Mail nach, die Antwort kommt nach drei Tagen mit dem Hinweis, dass das Schreiben aus Rom das Kloster Einsiedeln «ziemlich überrascht» habe. Es sei aber möglich, «in einem der Gottesdiensträume» des Klosters für uns «den Segen Gottes zu erbitten»: Dabei sollten wir allerdings beachten, «dass diese Segnung keine Trauungszeremonie oder etwas Ähnliches sein kann, sondern der Zuspruch der liebenden Nähe Gottes». Auch müsse die Segnung «im kleinen und spontanen Rahmen bleiben, so dass Gäste leider nicht möglich sind».

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