Sonntagskolumne: «Für mich und dich!»

Es ist schon eine Weile her, seit meiner letzten Sonntagskolumne. Unterdessen ist auch ziemlich viel passiert: Haben wir doch unterdessen einen neuen Verein gegründet!

Eigentlich bin ich schon eine Weile der Meinung, dass auch wir schwulen, lesbischen, bisexuellen, trans, intergeschlechtlichen und nicht-binären – eben wir queeren Menschen, die schon älter sind, uns für uns einsetzen sollten. Coop ist für «für mich und dich» da – ein Slogan, der wir älteren queeren Menschen auf unsere Regenbogenfahne schreiben sollten. Es war die Hollywood-Diva Mae West, die sagte «Altern ist nichts für Feiglinge». Stimmt! Und eigentlich dürfen wir im Alter auch wieder so wie die Jugend werden. Ich kann mich noch gut erinnern, wie meine Eltern oft den Kopf über mich geschüttelt haben, weil nicht nur mein Verhalten halt manchmal abstrus war. Wir waren jung und wollten die Welt verbessern. Meine Eltern waren sich einig: Unser Sohn kann manchmal ein Querulant sein. Heute mag ich das Wortspiel «Queerulant» sehr!

Nach meinem Coming-out musste ich meinen Platz in dieser normierten Welt finden. Wohl fühle ich mich vor allem in meiner queeren Community. Und – verdammt nochmal – ich will auch meinen Lebensabend zusammen mit meiner Community verbringen.

Als schwuler Mann musste ich lernen, mich in dieser heteronormativen Welt zu bewegen – manchmal gegen den Strom. In einer Welt, die nur zwei Geschlechter (männlich und weiblich) kennt und nur Beziehungen zwischen einem Mann und einer Frau anerkennt, will ich nicht leben. Ich musste aber auch lernen, dass von nix nichts kommt: Wir queeren Menschen müssen fordernd unsere Vorstellungen formulieren – sichtbar und selbstbewusst – auch im Alter. Darum habe ich mitgeholfen, den Verein queerAlternBern zu gründen.

Dienstagabend, 31. Oktober 2023: Über 70 Personen versammelten sich zur Gründungsversammlung. Ich mittendrin und meine Aufregung war gross. Es brauche «eindeutig mehr Queerulanz – auch im Alter», rief uns die Berner Gemeinderätin Franziska Teuscher in ihrer Grussbotschaft zu Beginn der Gründungsversammlung zu. «Setzt euch für eure Anliegen dort ein, wo sich etwas ändern muss», war die unmissverständliche Aufforderung von Barbara Stucki in ihrer Grussbotschaft. Manchmal betreffe dies das unmittelbare Umfeld, die Nachbarschaft und Zivilgesellschaft – aber manchmal betreffe es eben auch den Staat und dessen Regelungen. «Stellt sicher, dass ihr die Menschen in den Parlamenten von Stadt und Kanton kennt, die für eure Anliegen aufgeschlossen sind», forderte Barbara Stucki uns Anwesenden auf.

Knapp 14 Tage nach der Gründung hat queerAlternBern bereits fast 100 Mitglieder. Eine überwältigende Zahl, die mich und meine Mitstreiter*innen im Vorstand motiviert! Unser junger Verein ist offenbar ein echtes Bedürfnis. Und das ist gut so!

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