Es war im April 1994: Der FC Wettstein-Bonstetten löste damals sein Frauen-Fussballteam auf, weil angeblich zu viele Lesben mitspielten. «Der Verein wurde ausgenützt für das Ausleben von abnormalen Veranlagungen», begründete der Fussballclub in einem Communiqué sein Vorgehen und sorgte damit landesweit für Schlagzeilen. Beispielsweise am 2. April 1994 im Boulevard-Blatt «Blick» unter dem Titel «Sex-Skandal im Fussballklub».
Die Lesbenorganisation Schweiz LOS solidarisierte sich mit den Spielerinnen und schrieb an den Fussballverein einen Brief: «Wir machen Euch zudem darauf aufmerksam, dass die Begründungen des Vorstands (‹Ausleben anormaler Veranlagungen›, ‹Schädigung des Vereins› und insbesondere ‹Gefährdung Minderjähriger›) auch eine juristische Seite haben». Den Spielerinnen empfahl die LOS abzuklären, «wie die Chancen stehen, vor Gericht Ehrverletzungsklagen durchzubringen».
Drei Tage nach dem Artikel im «Blick» druckte der «Tagesanzeiger» auszugsweise die Stellungnahme der LOS ab. Die Auflösung des Frauenteams sei eine «willkürliche und offensichtliche Diskriminierung lesbischer Frauen, die jeglicher objektiven Grundlage entbehrt». Zu der vom Vorstand des Fussballvereins angeführten Gefährdung der jungen Mädchen hielt die LOS fest: «Wir betonen hier erneut, dass zwischen Lesbischsein und der sexuellen Ausbeutung Minderjähriger keinerlei Zusammenhang besteht».
Rückblickend steht fest: Der Skandal um den FC Wettswil-Bonstetten vor 25 Jahren katapultierte in der Schweiz erstmals Lesben ins öffentliche Bewusstsein. Und mittendrin die LOS mit ihrer damaligen Mediensprecherin Barbara Brosi, die in den Schweizer Medien omnipräsent war. Beispielsweise auch im Schweizer Fernsehen in den Sendungen «Quer» und «Ziischtigsclub».
Meilenstein der Lesbenbewegung
Die Sendung im «Ziischtigsclub» unter dem Titel «Angst vor homosexueller Ansteckung?» von damals sei erst auf drängen vom Schweizer Fernsehen «ausgegraben» worden und als «Archivperle» in der Mediathek veröffentlicht worden. Dabei, da ist sich Barbara Brosi sicher, sei die Sendung für die Lesbenbewegung ein Meilenstein – wie etwa für die Schwulen die «Telearena» aus dem Jahr 1978, die notabene für Lesben eine Katastrophe war.
Der Zürcher Fussballverband hob den diskriminierenden Entscheid übrigens zwar rasch wieder auf. Doch die verstossenen Spielerinnen wechselten zum FC Birmensdorf.