Ende März 2018 hat in Olten die «Alte Brücke» gebrannt. Nach sorgfältiger Sanierung wurde sie am 1. August wiederum eingeweiht – und eingesegnet. Und wie ist das nun mit der kirchlichen Segnung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften?
Über 400 Menschen lauschten den Ausführungen des Baudirektors Thomas Marbet, der dabei die Bedeutung der Holzbrücke von Olten unterstrich und dazu aufrief, doch zum Wahrzeichen der grössten Stadt des Kantons Solothurn Sorge zu tragen. Da «Sorge tragen» allein offenbar nicht hilft, wurde die sanierte Holzbrücke anschliessend an die Rede von einem reformierten Pfarrer, einem christkatholischen Pfarrer und einem katholischen Bruder vom ortsansässigen Kapuzinerkloster feierlich eingesegnet.
Mit der Segnung von Brücken haben Kirchen offenbar weniger Probleme als bei Segnungen von gleichgeschlechtlichen Paaren. Gemäss der Schweizer Bischofskonferenz, kann jeder Mensch in jeder Lebenssituation den Segen empfangen. Dabei werde aber nicht «jedes Tun des Menschen von Gott gutgeheissen». Deshalb sei es nicht möglich «die Schliessung einer homosexuellen Verbindung» zu segnen.
In der reformierten Kirche sind Segnungen homosexueller Paare seit Ende des letzten Jahrhunderts gang und gäbe. Doch die politische Diskussion der Öffnung der Zivilehe spaltet nun die reformierte Kirche. Konservative Kreise, etwa die Evangelische Allianz, die aus landes- und freikirchlichen Mitgliedern besteht, graut vor dieser Vorstellung: Eine absolute Gleichbehandlung und somit eine Neudefinition der Ehe sei nicht angebracht, denn nur heterosexuelle Paare könnten Nachkommen zeugen.
Die christkatholische Kirche bietet gleichgeschlechtlichen Paaren zwei verschiedene Formen der Segnung an. Sie bestehen je aus einem Segensgebet, welches entweder in einer kirchlichen Feier oder im Rahmen einer privaten Feier oder im Rahmen einer Eucharistiefeier in der Kirche erfolgt. Die christkatholische Kirche unterstützt die zivilrechtliche «Ehe für alle» – ist sich aber noch nicht sicher, was die «Ehe für alle» aber auf kirchlicher Ebene für die Sakramentspraxis bedeutet. Um die gegenseitigen Bedürfnisse abzuklären, lädt deshalb die christkatholische Kirche am 11. Oktober in Bern zu einem Workshop «für Queer-Einsteiger» ein.
Eigentlich dachte ich immer, dass die reformierte Kirche ausschliesslich Menschen segnet – was offenbar aber nicht korrekt ist, denn beispielsweise beim Tischgebet beten sowohl Katholiken und Reformierte gleich: «Herr, segne diese Gaben …». Doch geht es um Häuser, Pflegeheime, Autos – anempfehlen katholische Pfarrer alles der Fürsorge Gottes und besprengen dabei nicht nur Menschen mit Weihwasser. Dabei würde – habe ich irgendwo gelesen – kein Abwehrzauber freigesetzt, sondern «Menschen und Welt werden Gott anvertraut». Ich vertraue da doch lieber mir selbst und übertrage meine Selbstverantwortung nicht an einen Gott!