Ich liebe diese Sonntage: Ausschlafen, langsam aufstehen, einen ersten Kaffee trinken, Spotify spielt Puccini – wunderbar gesungen von Jonas Kaufmann, langsam erwachen die Geister …
Die Gedanken wandern zum gestrigen Abend – schön und gemütlich war er – zuerst eine «Liederstunde» – überschrieben mit «Ich bin der Welt abhanden gekommen» mit Mahler, Schubert, Berg und Strauss und der Sopranistin Rachel Harnisch, Simon Bucher am Flügel und Gwendolyn Masin spielte Violine. Anschliessend noch feines, thailändisches Essen. Die Gedanken wandern zurück zum heutigen Morgen, ich kapsle nochmals einen Kaffee und guck mal so ins Facebook rein. Und ich bin schlagartig wieder in der Realität. Da lese ich folgenden Post:
Manchmal im Ausgang frag ich mich wo denn die gegenseitige Akzeptanz bleibt. Da geh ich in eine queere Absteige und werd von den umliegenden, offensichtlich schwulen Jungs, als «scheiss Transe» beschimpft. Da frag ich mich echt ein wenig woher jene dann noch die Einstellung haben, dass sie akzeptiert werden sollen.
Stellen wir diesem traurigem Post einen Artikel im ’20 Minuten› vom Freitag gegenüber. Da steht unter der Überschrift «Eltern ignorieren einfach das Coming-out ihrer Kinder», dass homosexuelle Jugendliche zu Hause oft diskriminiert werden. Schuld daran seien auch veraltete Klischees …
Laut einer Studie aus Deutschland erfahre fast jeder zweite Homosexuelle in der Familie Diskriminierung. Fast 64 Prozent würden in ihrer Sexualität nicht ernst genommen oder schlicht (47 Prozent) ignoriert. Und Patrick Weber von du-bist-du bestätigt ’20 Minuten›, dass Jugendliche damit auch in der Schweiz zu kämpfen hätten. Mögliche Folgen des Ignorierens könnten laut Eveline Männel, Elternberaterin bei Pro Juventute, Depressionen und Selbstmordgedanken sein.
Ich nehme nun an, dass «scheiss Transe» rufende (schwule) Jungs wunderbare und verständnisvolle Eltern hatten, nie erfahren mussten, was Ausgrenzung bedeutet und nie lernen mussten, was Respekt vor anderen Menschen eigentlich bedeutet.
Und blenden wir an dieser Stelle noch nach Deutschland: «Homosexualität ist nicht besser oder schlechter, sie ist einfach anders». Das sagte am Freitag der schwule Stadtrat Walter Krögner im deutschen Freiburg zum Auftakt einer Demonstration gegen Homophobie (und Transphobie?). In der Silversternacht wurde in der Innenstadt ein schwules Paar brutal zusammengeschlagen … einer der beiden Männer liegt im Krankenhaus und musste operiert werden; der andere Mann ist mit blauen Flecken, Hämatomen und einer aufgeplatzten Lippe davongekommen. 800 Menschen solidarisierten sich daraufhin …