Kuscheln

Es ist Sonntag, es regnet, im Bett ist es wunderbar warm und ich kuschle mich an meinen Bettnachbar. In meinem Fall ist dies übrigens – natürlich – mein Freund, Wegbegleiter und Partner.

kuscheln

Sogar Justin Bieber kuschelt mit seinen Kumpels, macht ein Selfie und veröffentlicht es auf Instagram!

Gemäss einer britischen und in der Schweiz von ‹20 Minuten› veröffentlichten Studie geniessen genau diesen Augenblick auch immer mehr «richtige» Männer. Denn – schreibt die Gratiszeitung: «Der moderne Mann umarmt seine Kumpels, kuschelt mit ihnen und teil sein Bett mit einem anderen Mann.»

Die Studie der Universität Durham, die sich vor allem für die sozialen Gewohnheiten heterosexueller Männer interessierte, wurde unter jungen Athleten durchgeführt, weil diese «in der Gesellschaft als besonders männlich gelten». So haben 98 Prozent der Befragten schon mit einem anderen Mann im gleichen Bett gepennt und 93 Prozent haben sogar schon mit einem anderen Mann gekuschelt!

Das Ergebnis oder das Fazit: Bei dieser Studie zeigte sich, dass Männer heute «viel ‹weicher› und gefühlsvoller» seien. Und: «Homophobie werde heutzutage abgelehnt». Schön! Dabei denke ich aber unweigerlich daran, dass diese Tage in Berlin:

  • das Sichtfenster des Denkmals für die im Nationalsozialismus verfolgten Schwulen und Lesben wiedermal eingeschlagen wurde
  • die Gedenktafel für homosexuellen Opfer am U‑Bahnhof Nollendorfplatz mal wieder verschmiert wurde
  • die Tafeln zur Erinnerung an die weltweit erste homosexuelle Emanzipationsbewegung am Magnus-Hirschfeld-Ufer gegenüber dem Bundeskanzleramt verbogen und aus den Bodenverankerungen gerissen wurden
  • die Schlösser des Café Ulrichs der Berliner Aids-Hilfe immer wieder verklebt werden, um so das Öffnen des Lokals über Stunden zu verhindern

Diesen sonntäglichen Eintrag schliesse ich mit einem Blick auf die Kommentare zum oben erwähnten Artikel auf 20min.ch ab. Dass diese – «Wenn ein Mann mit mir kuscheln will, dann knallt es!» – sehr unterschiedlich ausgefallen sind, liegt wohl an der Natur des Themas. Der Kommentator ‹Ein Junge› stimmt mich versöhnlich – ich bin sicher, es wird definitiv besser auf dieser Welt (nicht unbedingt mit der Rechtschreibung allerdings):

Ein mensch braucht doch einfach zuneigung und vertrauen? Wenn ich (junge) zb. mit dem Kollegen den ich seit 2 jahre alt kenne aufgewachsen bin mag ich den auch und find das auch nicht komisch oder so. Ist ne freundschaftliche liebe halt. da kann man auch ne freundin haben bzw verheiratet sein und hetero? Ich mein wenn der jetzt vor mir steht und anfängt zu weinen wenn zb seine eltern gestorben sind nehme ich in auch sicher in die armee und tröste ihn!? Hallo?