Der Nationalrat hat die Motion zum Verbot von sogenannten «Konversionstherapien» für Minderjährige abgeschrieben, da er erneut die zweijährige Frist verstreichen liess, um die Motion zu behandeln.
Pink Cross und LOS zeigen sich in einer Medienmitteilung ernüchtert: «Zu den psychischen und physischen Schäden, die die ‹Konversionstherapien› bei den Betroffenen verursacht, gehören ein erheblicher Verlust des Selbstwertgefühls, Angst, Depression, soziale Isolation, Beziehungsprobleme, Selbsthass, Scham, Schuldgefühle, sexuelle Funktionsstörungen, Selbstmordgedanken und ‑versuche sowie Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung. Dass der Nationalrat hier nicht endlich handelt, ist völlig unverständlich», sagt Roman Heggli, Geschäftsleiter von Pink Cross.
Auch Martin Landolt (die Mitte), der für die Motion verantwortliche Nationalrat, ist ungeduldig: «Die Schweiz hat die Pflicht, das Kindeswohl zu schützen und solche Grausamkeiten zu verbieten. Minderjährige haben das Recht, von den Erwachsenen in ihrem Umfeld Schutz und eine wohlwollende Haltung zu erwarten, nicht eine Infragestellung ihrer Identität».
Die Parlamente der Kantone Genf und Basel-Stadt haben den Handlungsbedarf bereits erkannt und einen Gesetzestext verabschiedet (GE) bzw. sind dabei, diesen zu erarbeiten (BS). Anderswo in Europa und auf der Welt sind die Regierungen ehrgeiziger als in der Schweiz: Malta und Österreich haben sich für ein Verbot von «Konversionstherapien» entschieden, während ähnliche Pläne in Frankreich, Spanien, Norwegen, Belgien und Grossbritannien im Gange sind. In seinem Beschluss vom 1. März 2018 hat das Europäische Parlament zudem die Mitgliedstaaten nachdrücklich aufgefordert, diese Praktiken zu verbieten.
Das Verbot sogenannter Konversionstherapien ist dringend notwendig, wenn die Schweiz den Schutz von Minderjährigen und deren Wohlbefinden als zukünftige Erwachsene gewährleisten will.