Debatte im Nationalrat über die durch Nationalrätin Kathrin Bertschy eingebrachte Parlamentarische Initiative «Ehe für alle», die aus Zeitmangel abgebrochen werden musste …
Zu einer Debatte gehört ein gegenseitiges Abwägen von verschiedenen Meinungen. So sagte heute Mittag etwa Beat Flach (GLP), die Ehe nur heterosexuellen Paaren vorzubehalten sei diskriminierend und «in einer modernen Gesellschaft wie jener der Schweiz nicht mehr angebracht».
SVP-Nationalrat Pirmin Schwander dagegen ist «klar der Meinung, dass mit dem heutigen verfassungsrechtlichen Begriff die Ehe zwischen Mann und Frau gemeint ist». Hans-Peter Portmann kennt allerdings unsere Verfassung genau und kontert gekonnt: «Herr Kollege Schwander, Sie beziehen sich auf den Eheartikel in der Verfassung, wo aber weder ‹Mann› noch ‹Frau› drinsteht».
Auch Kathrin Bertschy kennt unsere Bundesverfassung. Da steht: «Das Recht auf Ehe und Familie ist gewährleistet». Es stehe aber auch in der Verfassung, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind – «und nicht, die einen sind ein bisschen ungleicher».
Ganz klar! Unsere Volksvertreter*innen im Parlament müssen zu einer riesigen Fülle von Themen immer umfassend Bescheid wissen. Zusammenhänge müssen erkannt und auch vertreten werden. Wer seine Hausaufgaben aber nicht macht, sollte halt mal besser sitzen bleiben als Nonsens zu erzählen. So etwa Nationalrätin Verena Herzog, die im Anschluss an die Rede von Kathrin Bertschy sagte: «Sie wollen alles, das heisst, Sie wollen auch die Leihmutterschaft. Was sagen Sie denn zu diesen Kinderhotels, die nun in den Medien publik wurden? Was sagen Sie zu diesen ganzen Sälen voller Kinder von Leihmüttern? Sie sind doch sonst auch sehr für die Rechte der Frauen.»
Nationalrätin Bertschy erwidert: «Sehr geehrte Kollegin Herzog, es ist nicht korrekt, hier einen Zusammenhang zwischen Leihmutterschaft und ‹Ehe für alle› zu schaffen». Die Leihmutterschaft ist für alle verboten – für heterosexuelle wie für homosexuelle Paare». Die Samenspende dagegen ist hetero Ehepaaren heute bereits erlaubt und dies sollte auch Frauenpaaren gelten. «Wir sollten nicht neue Klassen von Ehefrauen schaffen und es für die einen erlauben und für die anderen nicht.»
Ich behaupte nun, dass politische Umsetzungen bedeutend schneller über die Bühne gehen würden – es sind bei der «Ehe für alle» bereits fast sieben Jahre –, wenn weniger unqualifizierter Nonsens erzählt würde. Oder ist dies vielleicht sogar Taktik? Verzögerungstaktik? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!
So oder so: Mit stinkt es gewaltig, mein ganzes Leben lang auf meine gleichen Rechte warten zu müssen. So war ich knapp 30, als die Weltgesundheitsbehörde Homosexualität endlich von der Liste der Krankheiten strich. Und jetzt bin ich knapp 60 und darf noch immer nicht heiraten.