Mein Name ist Hans und im Mittelpunkt meiner heutigen Erzählung steht mein Freund und dessen Familie – und ein unerwartetes Coming-out.
Ich konnte es kaum erwarten, dass ich Peter nach der wunderbaren Silvesternacht wieder in meine Arme schliessen konnte. Gestern kurz vor 17 Uhr klingelte er an meiner Wohnungstür. Ich war gerade dabei, das Abendessen vorzubereiten. «Starten wir mit einem Apéro?». Ohne auf eine Antwort zu warten, öffnete ich den Prosecco und schenkte zwei Gläser ein.
Peter wirkte nervös. «Was ist passiert?», frage ich. Er sei doch am Berchtoldstag bei seinem Sohn Michael zum Essen eingeladen gewesen. Er habe seinen Sohn erst vor ein paar Jahren, kurz nach der Geburt seines Enkels, kennengelernt – und auch seine Frau Stefanie. 2001 war das Glück vollkommen, kam doch Tim auf die Welt. Von da an besuchte Peter regelmässig – gerade auch wegen seines Enkels – die Familie.
Tim sei meistens ein kommunikativ, erzählt Peter weiter. Nur vorgestern sei der 19-jährige während dem Essen äusserst wortkarg gewesen. Während dem Dessert holte er merkbar tief Luft: «Er müsse uns was sagen!». Er habe sich vor zwei Monaten verliebt – in Florian …
Nach diesem unerwarteten Coming-out war es am Tisch erstmal still. Peter habe abwechselnd von Tim zu dessen Eltern geschaut, er habe versucht deren Gedanken zu lesen. Plötzlich sei Michael aufgestanden und habe zu Peter gesagt, es sei nun besser, wenn er gehen würde.
Mein Hörnliauflauf mit Gemüse war zu einem denkbar ungünstigen Moment fertig. Ich öffnete noch rasch eine Flasche Rotwein, unterdessen verteilte Peter den Auflauf still auf die bereitgestellten Teller. Wir beide stocherten etwas lustlos im Teller rum. Und ich fragte in die Stille, ob er was von Tim gehört habe? «Nichts», antwortet Peter. «Nicht einmal eine Nachricht via WhatsApp». Peter zückte sein Smartphone und begann mit zwei Finger rasch zu tippen:
Hallo Tim, wie geht es dir? Lebst du noch? Ich mache mir etwas Sorgen.
Hallo Grossvater, ganz gut. Brauchst dir keine Sorgen zu machen – es ist alles im grünen Bereich. Bin gerade bei Florian zu Hause …
Wie ist dein Coming-out bei deinem Vater und deiner Mutter angekommen?
Eigentlich ganz gut … Besser als ich dachte und erwartet habe!
Nur ganz gut? Benahm sich dein Vater wie ein Holzklotz? Wie so oft, wenn es persönlich wird?
Wir haben etwa eine Stunde diskutiert – also Vater sagt nichts und meine Mutter sagte irgendwas wie «habe es schon immer gewusst». Dann haben sie mich über Florian ausgefragt. Und jetzt scheint das Thema irgendwie erledigt zu sein!
Und wie ist Florian? Erzähl doch – Hans und ich sind ganz neugierig?
Florian ist 21 und hat süsse Bartstoppeln, die vor allem wenn er lacht, ganz neckisch zur Geltung kommen. Er will euch Oldies unbedingt mal kennenlernen.
Nach diesem kurzen Chat kommt unser Appetit und wir stürzen uns auf den schon fast kalten Hörnliauflauf und den Rotwein. Peter sah wieder glücklich aus.
Nach dem Kaffee und ein paar alten Keksen von Weihnachten schauten wir uns noch einen Film an – ohne aber richtig zu gucken. Unsere Gedanken waren woanders. Die Nacht war kurz und ereignislos und nach dem ersten Kaffee beschloss Peter heute Vormittag auf der Stelle zu seinem Sohn zu fahren.
Allein gelassen komme ich ins Grübeln. Ich frage mich, ob Homosexualität erblich sei. Ich frage Google und lese: «Ob die charakterlichen Besonderheiten von Schwulen und Lesben kulturell geprägt sind (etwa durch Nachahmung entstehen) oder ob sie eine biologische Ursache haben, wird nach wie vor kontrovers diskutiert. Ihre sexuelle Identität, die Vorliebe für das gleiche Geschlecht, wählen sie jedoch in keinem Fall bewusst. Zahlreiche Indizien sprechen dafür, dass gleichgeschlechtliche Neigungen zu einem gewissen Teil erblich sind.» Denn in bestimmten Familien komme Homosexualität häufiger vor. Dabei sollen Wissenschaftler herausgefunden haben: Ist ein Sprössling schwul, verdoppelt bis vervierfacht sich die Chance, dass es der nächstgeborene Sohn auch ist.
Aber warum machen wir uns immer wieder Gedanken über unsere Homosexualität. Wohl deshalb, dass zwar Homosexualität zwar für viele mittlerweile ganz normal ist, aber bei manchen Menschen immer noch auf Ablehnung stösst. Deshalb muss sich Tim, der immerhin 50 Jahre jünger ist als ich, noch immer verunsichert. Dabei ist sich die Wissenschaft darüber einig, dass Homosexualität eine ganz normale Ausprägung unserer sexuellen Orientierung ist.
Euer Hans H.
Sorry, deine Blogs sind einfach nur peinlich. Wenn du nichts zu sagen hast, lass es doch,
interessiert niemanden wie viel Prosecco du hattest, oder wer bei offener Klotür was gemacht hat.
Wer erst mit 65 merkt, dass er schwul ist, hat schon eine Persönlichkeitsstörung.
Politik ist auch nicht deine Stärke. Wenn du so wenig davon verstehst lass es besser.
Weshalb werden hier beleidigende Trollkommentare freigeschaltet? Man muss sich so etwas doch nicht gefallen lassen.
Ich empfinde es als eine grobe Unverschämtheit, für ein relativ spätes Coming-Out nicht etwa die gesellschaftliche Homofeindlichkeit, sondern eine angebliche persönliche Schwäche verantwortlich zu machen. Das ist nicht nur beleidigend, sondern damit wird auch ein politisches Problem entpolitisiert und individualisiert, was eine politische Lösung erschwert und Solidarität verhindert. Die beleidigende Formulierung sagt ohnehin mehr über den Absender aus als über den Adressaten.
Lass dich von hasserfüllten Menschen nicht verunsichern, Hans. Ich finde es wichtig, dass sich auch ältere Schwule mit ihren Erfahrungen zu Wort melden. Gerade in einer marginalisierten Gruppe, deren Traditionen nicht innerhalb von genetischen, sondern nur innerhalb von sozialen Familien weitergegeben werden, ist ein intergenerationaler Austausch hilfreich und notwendig.
Mich hat deine Geschichte jedenfalls berührt. Danke dafür.