Ich bin Hans und ich erzähle jeweils am Sonntag aus meinem Leben. Und heute muss ich noch darüber berichten, wie es uns am Weihnachtsabend ergangen ist.
Es sollte alles perfekt werden. Peter und ich standen bereits ab Mittag in der Küche und bereiteten Riz Casimir vor. Ich selbst mag ja diesen Klassiker aus früheren Zeiten – der mit Currysauce, Banane und Fruchtcocktail nur vorgibt, ein exotisches Rezept zu sein – nicht unbedingt. Aber Riz Casimir ist hoffentlich noch immer das Lieblingsgericht meiner Schwester Monika.
Pünktlich um 18 Uhr klingelte meine Schwester an der Tür. Ich habe sie vor fünf Jahren bei Vaters Beerdigung letztmals gesehen. Bei weihnachtlicher Stimmung bei Kerzenlicht wollte ich ihr darüber erzählen, wie ich jetzt glücklich sei und die Partnerschaft mit Peter sehr geniesse.
Monika war allerdings sehr reserviert, zeigte Peter demonstrativ die kalte Schulter und heuchelte nicht mal ein Minimum an Interesse. Erst der Prosecco zum Apéro und leichte Rotwein zum Riz Casimir lockerte etwas die Stimmung. Aber während dem Dessert mit leckerem Schoggi-Kuchen nach dem Rezept von Sven Epiney zeigte sie ihr wahres Gesicht. Dieser Kuchen schmecke zwar «nicht schlecht». Sven Epiney gehe ihr aber völlig auf die Nerven und sei fürchterlich arrogant. Seit er seinem Freund öffentlich im Fernsehen einen Heiratsantrag gemacht habe, stelle sie auf einen anderen Sender ein, wenn dieser im Fernsehen komme. «Sowas gehört nicht ins Fernsehen», sagte mein Schwester bestimmt und guckte dabei Peter verächtlich an. «Und sicher wollen Sven und sein Freund dann noch noch Kinder adoptieren.» Während sie das Wort Freund sagte, malte sie mit den Händen theatralisch Anführungszeichen in die Luft. Und ein Altersunterschied von 21 Jahren gehe sowieso nicht, der Michael habe sicher den Sven nur geangelt, weil dieser berühmt sei …
Peter guckte meine Schwester entsetzt an und bemerkte, dass sie offenbar sehr gut über das Liebesleben eines schwulen Paares informiert sei. «Sowas hat Gott nicht vorgesehen», brummte Monika und die Stimmung war endgültig am Arsch. Sie verabschiedete sich rasch und verschwand mit der Bemerkung, dass das Riz Casimir noch ganz gut gewesen sei. Und ich sagte zu Peter, dass wir in einem Jahr sicher nicht wieder dieses «Füdlibürger»-Menu kochen werden.
Euer Hans H.