Die Bilanz nach dem Fussballspiel am 21. August im Stade de Suisse zwischen unseren «Young Boys» und «Roter Stern Belgrad»: Ausschreitungen und Verletzte! So wurden u.a. während dem unbewilligten Fanmarsch Gäste eines Restaurants mit Bierdosen beworfen, weil offenbar die am Haus hängende Regenbogenfahne provozierte.
Der schlechte Ruf der Fans von «Roter Stern Belgrad» eilte dem Fanmarsch quasi voraus, gelten diese doch als rechtsradikal, homophob und gewaltbereit – und damit schien die Polizei überfordert gewesen sein. Die beiden Berner Stadträtinnen Lea Bill und Ursina Anderegg starteten deshalb eine «Kleine Anfrage» an den Gemeinderat, um zu erfahren, was die Konsequenzen aus den Geschehnissen rund um dieses Spiel sind. Über die Antwort zeigen sich die Beiden «sprachlos und fassungslos».
Die Kantonspolizei Bern habe dem Gemeinderat wie folgt berichtet: «Die Belgrader-Fans sammelten sich ruhig und geordnet in der Stadt Bern». Zu den Auseinandersetzungen während dem Marsch zum Stadion sei es gekommen, weil «Passanten die Belgrader-Fans provozierten und teilweise auch die Auseinandersetzung suchten».
Mensch verzeihe mir meine Einseitigkeit – mich interessieren vor allem die Vorfälle im Zusammenhang mit der Regenbogenfahne. Die Gäste im Garten des Restaurant Café Kairo, schreibt der Gemeinderat, hätten «mittels zeigen des Doppeladlers die Fans aufs äusserste» provoziert. Das habe auch zu den «bekannten und mehrfach in den Zeitungen skizzierten Reaktionen» geführt.
S. war, wie sie auf Facebook schreibt, zu diesem Zeitpunkt im Restaurant Café Kairo an einem Geburtstagsfest: «Es waren auch ziemlich viele Kinder dabei, als die (zum Teil noch vollen) Bierbüchsen geflogen kamen und glücklicherweise niemanden trafen.» Die Schreie aus dem Fanmarsch und die Drohgebärden seine «extrem beängstigend» gewesen. «Und es war völlig klar, dass der Grund dieses geballten Hasses, der uns entgegen schwappte, die Rebenbogenfahne am Haus war». Niemand habe einen Doppeladler gemacht – dafür «weinten die Kinder».
Immerhin: Der Gemeinderat schreibt in der Antwort auf die «Kleine Anfrage» von Lea Bill und Ursina Anderegg, dass er die strafbaren Handlungen einzelner Fans «in aller Schärfe» verurteile. «Die strafrechtlichen Abklärungen sind im Gang.» Der Vorwurf, Passant*innen hätten die Fans aus Belgrad provoziert und deshalb sei es zu den Ausschreitungen gekommen, hinterlässt aber einen üblen Nachgeschmack: «Wenn Rechtsextreme durch die Stadt Bern ziehen, muss man halt damit rechnen, dass man verprügelt wird», schreiben die beiden Stadträtinnen auf Facebook.