Das Newsportal «Nau» nimmt meinen Blogbeitrag vom letzten Freitag über die «NoBillag-Abstimmung» auf und schreibt: «Homosexuelle warnen! NoBillag raubt uns eine wichtige Plattform».
Und – natürlich – regt der Artikel von Christof Vuille auf nau.ch menschen an, zu kommentieren. Allerdings schweifen die Kommentierenden von «NoBillag» ab. Grundtenor: «Sexuelle Orientierung ist ausschliesslich Privatsache». Der Kommentator «Martin» – offenbar selber schwul – wird sogar persönlich: «Auch wir Homosexuellen brauchen keine homosexuellen Selbstdarsteller, die auf unsere Kosten leben». Er könne zudem «normales Radio nicht mit Heterosexualität in Verbindung» bringen, wir müssten uns «nicht in Nischen zurückziehen», sondern «offen und tolerant» zusammenleben.
Privatsache ist höchstens das Sexuelle im Detail
Hatten sie und ihre Partnerin schöne Ferien verbracht? Ich antworte mit einem überlauten «Nein» und ergänze, dass mein Partner und ich tolle Ferien hatten. Haben sie Kinder? Ich bemerke unfreundlich, dass es eben keine Kinder gebe würde, wir haben schon lange üben würden. Warum müsst ihr Schwulen eure Sexualität immer so in den Vordergrund stellen? Die Antwort interessiert meinen Arbeitskollegen nicht, er guckt sich an seinem Arbeitsplatz lieber die sorgfältig gerahmten und hübsch drapierten Fotos seiner Partnerin und seine Kinder an.
Solange eines der beliebtesten Schimpfwort das Wörtchen «schwul» ist, solange die Suizidrate unter homosexuellen und trans* Jugendlichen bedeutend höher ist als unter gleichaltrigen Heterosexuellen, solange meine Lebensform im Schulunterricht nicht gleichberechtigt vorkommt, solange ich nicht die gleichen Rechte habe (beispielsweise eben heiraten darf), solange wir uns täglich immer wieder outen müssen, ist meine sexuelle Orientierung und meine Geschlechtsidentität nicht Privatsache!
Max Krieg, Vorstandsmitglied bei Pink Cross und den HAB, bringt es auf Facebook auf den Punkt:
Meine, deine, unsere, eure sexuelle Orientierung wird dann Privatsache sein, wenn ich, du, wir, ihr von Kindsbeinen an offen, wertneutral und ohne Vorbehalte aufgeklärt werden, dass es unterschiedliche sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten gibt, die alle gleichberechtigt sind.