Eigentlich interessiert mich ja Fussball nur, wenn sich gerade wiedermal einer der Kicker als «homosexuell outet». So erinnere ich mich noch sehr gut an das Coming-out des ehemaligen Nationalspielers Thomas Hitzlsperger vor rund drei Jahren.
Und Hitzlspergers Homosexualität ist noch heute Thema – etwa am letzten Montag an einem Kongress der FIFA. Da wollte Clarence Seedorf, ein ehemaliger holländischer Weltklassespieler, von Thomas Hitzlsperger wissen, ob es überhaupt nötig sei, «über seine sexuelle Orientierung zu reden», dass würden ja Heterosexuelle auch nicht machen.
Thomas Hitzlsperger beeindruckte mit seiner Antwort:
Ich denke, dass das sehr wichtig ist. Viele Leute haben Probleme mit ihrer eigenen Sexualität. Fussballer sind für viele Vorbilder.
Und sofort widersprach Hitzlsperger, dass heterosexuelle Fussballer nicht über ihre Sexualität reden würden:
Immer, wenn ich ins Büro gehe und auf dem Schreibtisch meines Kollegen ein Foto der Partnerin sehe, sagt er mir, dass er heterosexuell ist.
Auch lese man doch regelmässig auch über Fussballer, die ihre Frauen betrogen hätten – und da werde ja auch über Sexualität geredet. Warum also dürfe er nicht über seine sexuelle Orientierung reden?
Zudem sei es nicht seine Absicht gewesen, sein Coming-out an die grosse Glocke zu hängen. Ein grosses Thema hätten die Medien daraus gemacht. Er habe aber gewusst, dass so ein Coming-out bei einem Profi-Fussballer auf «einer grösseren Bühne passiere».
Dann bringt Hitzlsperger sein Statement auf den Punkt:
Ich wünschte, es wäre kein Problem. Aber es ist immer noch ein Problem!
Und deshalb müssten sich immer wieder Leute «öffentlich outen» und damit andere ermutigen – damit es eben eines Tages kein grosses Problem mehr ist. Natürlich wolle er mit seinen Aussagen niemanden ärgern und bittet um Verständnis:
Es gibt so viele Leute, die noch nicht verstanden haben, wie schwer es ist, als homosexuelles Kind aufzuwachsen und nicht mit seinen Eltern darüber reden zu können.
Solange sich Menschen – wie eben Thomas Hitzlsperger – erklären müssen, ist die sexuelle Orientierung (und auch die Geschlechtsidentität) nicht Privatsache, sondern eigentlich sogar ein politisches Statement. Sex ist Privatsache. Homosexualität aber kann und darf nicht auf Sex reduziert werden. Sexuelle Orientierung bedeutet Liebe, Zuneigung, Partnerschaft, Freundschaften, Beziehungen – eben Leben und ist der Inbegriff des Menschen mit allen Facetten. Und dies gilt schlussendlich auch für die Heterosexualität. Somit sollte es doch eigentlich keine Unterschiede zwischen homo- und heterosexuellen Menschen geben.