Gerade habe ich mir auf Netflix die eindrückliche BBC-Dokumentation «Auschwitz: The nazis and the final solution» angeschaut.
Diese Dokumentation erzählt in sechs Folgen die Entstehung und der Untergang des wohl grausamsten Konzentrationslagers der Welt. Und so gehen mir auch die letzten paar Sätze der Dokumentation unter die Haut:
In den viereinhalb Jahren in denen Auschwitz existierte wurden 1,3 Million Menschen das Lager deportiert. 1,1 Millionen kamen hier um: 15’000 Kriegsgefangene der Sowjets, 21’000 Zigeuner, 70’000 politische Gefangene aus Polen und 1 Million Juden – darunter mindestens 200’000 Kinder.
Während ich bestürzt diese schrecklichen Zahlen zur Kenntnis nehme, geht mir durch den Kopf, dass doch da noch was mit Häftlingen war, die mit einem «Rosa Winkel» markiert wurden.
Mehrmals wird in der BBC-Dokumentation Rudolf Höss erwähnt. Dieser war von 1940 bis 1943 Kommandant des KZ Auschwitz-Birkenau. Nach seiner Verhaftung schrieb Höss 1946 in Untersuchungshaft eine Autobiografie. Darin schrieb er auch über homosexuelle Häftlinge in Auschwitz:
Während die zur Abkehr Willigen … auch die härteste Arbeit durchstanden, gingen die anderen langsam, je nach Konstitution, physisch zugrunde. Da sie von ihrem Laster nicht lassen konnten oder nicht wollten, wussten sie, dass sie nicht mehr frei würden.
Das Zitat zeigt, dass sich Rudolf Höss vor allem grosse Sorgen um die öffentliche Moral in seinem Lager machte. Er hielt Homosexualität für eine ansteckende Seuche, die man eindämmen müsse.
Die Nationalsozialisten hatten 1935 die totale Kriminalisierung von Homosexualität verordnet und den Paragrafen 175 des Strafgesetzbuches massiv verschärft. 1945 war Deutschland besiegt und das Morden in den Konzentrationslagern war endlich zu Ende. Aber die staatliche Verfolgung der homosexuellen Menschen ging weiter – der Paragraf 175 blieb in der demokratisierten Bundesrepublik Deutschland noch weitere 20 Jahre unverändert in Kraft und es landeten noch immer Menschen in Gefängnissen nur weil sie anders liebten.