In meinem heutigen «Wort zum Sonntag» dreht sich alles um die vier Buchstaben LGBT: es geht es um eine Diskussion zum Thema «Ausgrenzung innerhalb unser LGBT-Community», um die polizeiliche Erfassung von homophober und transphober Gewalt, um Manipulation und um ein unerwünschtes ‹Extrablatt› …
Grossartige Diskussion letzten Mittwoch in der Villa Stucki: Die HAB und gayRadio haben gemeinsam eingeladen, um über Ausgrenzung innerhalb unserer LGBT-Community zu diskutieren. Und das Thema interessierte – lockte viele Menschen in die Villa an der Seftigenstrasse in Bern.
Mein Fazit als Co-Moderator des Abends: Ausgegrenzt wird oft «bloss» wegen Unwissenheit über die «Anderen». Zwar nennen wir uns LGBT – also in einem Atemzug lesbisch-schwul-bisexuell-trans -, gleichzeitig sind die Missverständnisse untereinander aber gross. Dominiert wird die Community klar von L und G. Und so war es äusserst spannend zu erfahren, wie Peter und Lukas Bisexualität und Transidentität erklärten. Und uns allen aufzeigten, dass es eben mehr als um die Schubladen «schwul», «lesbisch» und «hetero» geht. Ich persönlich hoffe, dass der Abend deutlich gezeigt hat, dass es bei den vier Buchstaben LGBT eben nicht nur um die sexuelle Orientierung, sondern auch um die Geschlechtsidentität geht.
Zum Abschluss forderte Co-Moderator Fabio die Besuchenden des Podiums auf, doch Lösungsansätze gegen die Ausgrenzung innerhalb unserer Community aufzuschreiben. Ein Vorschlag finde ich eindrücklich und würde doch eigentlich Wunder wirken: Redet miteinander!
Ich habe soeben behauptet: L und G dominieren! Das sei auch in den heteronormativen Medien so, die sogar LGBT-Anliegen auf «schwul» reduzieren! Schauen wir uns doch deshalb mal die Berichterstattung zur Motion mit dem Titel «Polizeiliche Erfassung von homophober Gewalt» an … In der letzten Woche berichtete ‹Der Bund› kurz:
Die Berner Regierung soll sich auf nationaler Ebene dafür einsetzen, dass Straftaten mit homophobem Hintergrund künftig statistisch erfasst werden.
Nun wissen wir aber auch, dass auch Menschen mit dem T von LGBT von Gewalt betroffen sind – also eigentlich auch transphobe Gewalt da mit erfasst werden müsste. Hat da nun die journalistische Schere eine Abkürzung genommen – damit der Text süffiger wird?
Ich habe mir mal die vollständige Antwort auf die besagte Motion 247‑2014 von Michel Rudin (grünliberales Vorstandsmitglied von Pink Cross) runtergeladen und aufmerksam durchgelesen. Ein Auszug aus der Begründung:
Durch homophobe Gewalt wird die Würde der Opfer untergraben. Dies führt zu kostenintensiven psychischen und physischen Schäden und fördert auch in einem grösseren Massstab gesellschaftlichen Hass und Gewalt gegen homosexuelle Bürgerinnen und Bürger. Nur mit konkreten Zahlen aus dem Polizeialltag lassen sich realistische Schlüsse zur Bekämpfung solcher Gewalt taten ziehen.
Wie der ‹Bund› also richtig berichtet hat, soll in Zukunft Gewalt aufgrund der sexuellen Orientierung polizeilich erfasst werden. Das ist wichtig und gut so – hoffe aber doch sehr, dass bei der Umsetzung des politischen Wunsches bei der Polizei Gewalt auch aufgrund der Geschlechtsidentität erfasst wird.
Apropos Zeitungen: Rührend wie sich die Schweizerische Volkspartei um die Unabhängigkeit der Schweiz sorgt, vor fremden Richtern warnt und deshalb ungefragt in meinen Briefkasten sogar ein ‹Extrablatt› steckte. Und da steht schwarz auf grauem Hintergrund zu lesen, dass uns Eidgenossen und Eidgenossinnen der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte die «Kostenübernahme für Geschlechtsumwandlungen» aufgezwungen habe. Stimme so nicht!, schreibt Transgender Network Switzerland heute auf Facebook. Die Kostenübernahme für geschlechtsangleichende Operationen gehöre bereits seit 1988 zu den Pflichtleistungen der Krankenkassen. Beim im ‹SVP-Extrablatt› zitierten «Fall Schlumpf» gehe es einzig um die bislang obligatorische zweijährige Beobachtungsfrist – also Psychotherapie – die vor den Operationen einzuhalten war.
Ein gefährliches Spiel, das da die SVP auf manipulierende Art auf Kosten von Transmenschen austrägt!