Ein Vortrag über Sexualität

Ein wunderbares Thema für mein heutiges ‹Wort zum Sonntag›: Kardinäle und Bischöfe werden im Rahmen einer Sondersynode aufgeklärt – von einem Ehepaar mit schwulem Sohn aus Sydney.

In ungeahnter Intensität habe das Paar aus Australien geschildert, wie sie sich vor 57 Jahren kennengelernt hätten und von ihrem Verlangen, miteinander intim zu sein. Die Ehe sei für die Beiden «ein sexuelles Sakrament mit ihrem stärksten Ausdruck im Geschlechtsverkehr». Und daraus ist ein schwuler Sohn entstanden, der seinen Partner ausgerechnet an Weihnachten der Familie vorgestellt habe.

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Monat für Monat – Jahr für Jahr: die schönsten Pin-Up-Priester im «Calendario Romano»

Der Papst hat seine Kardinäle und Bischöfe nach Rom zur Sondersynode geladen, damit sie sich gemeinsam über Empfängnisverhütung, Homosexualität, Ehe und Scheidung austauschen können. Dabei gehe es nicht um das Fällen von Entscheidungen, sondern um eine Bestandsaufnahme. Der Papst habe die Bischofssynode nicht einberufen, um die Ehe neu zu definieren, sondern vor allem «um die Familien anzunehmen und anzuhören, wie sie sind».

Allerdings frage ich mich, warum diese Runde ausgerechnet über Homosexualität diskutieren muss. Sitzen doch in diesem Gremium überdurchschnittlich viele Fachmänner … gemäss David Berger – katholischer Theologe und Chefredaktor der Zeitschrift ‹Männer› – sind etwa 40 Prozent der katholischen Priester schwul.

Was wäre passiert, wenn am gestrigen Coming-out Day knapp die Hälfte der an der Sondersynode anwesenden Kardinäle und Bischöfe die buntesten Kleidchen angezogen hätten und lauthals verkündet hätten: «Wir sind schwul!»?

Eigenartig eigentlich, dass viele Schwule sich den Job des katholischen Priesters aussuchen und sich mit einem der homophobsten Arbeitgeber einlassen. Liegt es an der Faszination der geschlossenen Männergesellschaft und an der operettenhaften Kleidung? Oder ist der Job des Priesters eine gute Alternative zur Scheinehe und des «ewigen Junggesellen»?

David Berger bringt diesen Widerspruch in einem Zeitungsartikel auf den folgenden Punkt:

Diese Kombination aus Anlocken schwuler Männer und Verteufeln des Schwulseins führt in letzter Konsequenz dazu, dass die engsten Mitarbeiter der Kirche immer Sünder mit schlechtem Gewissen sind. Über ihre Schuldgefühle kann man sie besonders loyal und gehorsam halten. Man kann ihnen immer klar machen: «Wir wissen, dass Du Leichen im Keller hast, von daher erwarten wir von Dir bedingungslosen Gehorsam!»