Mein sonntägliches Thema heute: O. soll in sein Heimatland Nigeria abgeschoben werden. Als Schwuler könne man dort ganz gut leben – er solle sich doch einfach «diskret» verhalten. Nach Angaben von Wikipedia werden in Nigeria homosexuelle Handlungen bis zu 14 Jahren Gefängnis bestraft – im Norden droht nach islamischen Recht der Tod durch Steinigung.
Über die Schweiz steht bei Wikipedia irgendwas von einer «humanitären Tradition». Da lachen ja sogar die Hühner – aber ganz sicher nicht O., der sich seit Karfreitag im Hungerstreik befindet und so dafür kämpft, dass er in der Schweiz bleiben kann.
Und was können ich und du machen? Reicht es, dass ich immer wieder in meinem Blog auf die Ungerechtigkeit gegenüber O. hinweise?
Pink Cross – unser Schwulenorganisation – hat beim Untersuchungsrichter ein Gesuch für einen Besuchstermin bei O. im Gefängnis gestellt, um direkt von ihm über seine Bedürfnisse, Probleme und Wünsche zu erfahren. Zudem wollen Pink Cross, die LOS und Amnesty International die Gespräche mit Bundesrätin Simonetta Sommaruga und dem Direktor des Bundesamtes für Migration führen – entsprechende Bitten wurden bereits formuliert und warten auf Beantwortung.
An dieser Stelle ein Zitat von Bundesrätin Sommaruga in einem «Es Wird Besser»-Video:
Jeder Mensch hat das Recht, die Liebe und auch seine Sexualität so zu leben, wie er sie empfindet.
Aber gefälligst diskret! Als Vorsteherin des Justiz- und Polizeidepartements und somit oberste Chefin des Bundesamtes für Migration macht sie sich für die Abweisung von Asylsuchenden aufgrund der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität verantwortlich – und sollte Mitarbeitende, die als Option zu Gefängnis und sogar Tod «Diskretion» vorschlagen, zurückpfeifen …
Das Schicksal von O. ist kein Einzelfall. Und die Abschiebung mit dem Hinweis, ein «zurückhaltender Lebenswandel» schütze vor Verfolgung und Bestrafung offensichtlich gängige Praxis unserer Behörden. Tatsächlich trifft aber die Diskriminierung von Homosexuellen und Trans* den Kern der Identität der Betroffenen und gefährdet ihre Lebensfähigkeit.
Ich empfehle Frau Sommaruga und den Mitarbeitenden des Bundesamtes für Migration die Lektüre der soeben von Amnesty International veröffentlichten Broschüre «Fluchtgrund: Sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität».