Nemo: Gefeiert und gleichzeitig offiziell nicht anerkannt

Es ist einfach nur grossartig! Ich gratuliere Nemo herzlichst für den verdienten Sieg beim diesjährigen ESC im schwedischen Malmö. Gut gemacht! Aber noch herzlicher gratulieren möchte ich Nemo – nein will ich – für das Zeichen bei der Eröffnungszeremonie, trug Nemo doch mit stolz die Flagge der nicht-binären Community auf der Brust, die Schweizer Flagge auf dem Rücken.

Gut so, denn in der offiziellen Schweiz ist Nemo unsichtbar, können sich doch nach geltendem Recht nicht-binäre Menschen im Personenstandsregister nicht amtlich eintragen lassen. Und wir können es kehren und wenden, wie wir wollen: Solange es nicht möglich ist, einen anderen amtlichen Geschlechtseintrag als «Mann» oder «Frau» zu erhalten oder ganz auf einen Geschlechtseintrag verzichtet wird, bleibt Nemos Auftritt halt «politisch».

Geschlecht entsteht nicht allein aufgrund biologischer Merkmale, sondern wird durch soziale und psychische Faktoren mitbestimmt. Es sollte daher nicht nur anhand seiner biologischen Komponente, sondern mehrdimensional verstanden werden.

Dabei hat sich der Bundesrat bereits damit befasst, kennt die Problematik, dass im Siegerland des ESC 2024 nicht alle Menschen ihr Geschlecht richtig eintragen lassen können. In einem 2022 veröffentlichten Bericht sah der Bundesrat die «gesellschaftlichen Voraussetzungen» dafür nicht gegeben, obschon die Nationale Ethikkommission zuvor empfohlen hatte, den Geschlechtseintrag für alle Personen abzuschaffen oder zumindest weitere Geschlechtsoptionen einzuführen.

Nachdem nun Nemo uns Schweizer*innen auf das Siegerpodest gehievt hat, ist es höchste Zeit, dass auch bei uns die tatsächliche Geschlechtervielfalt offiziell anerkennt.

Nicht-binäre Menschen identifizieren sich nicht oder nur teilweise mit einem der beiden binären Geschlechter «weiblich» oder «männlich». Gewisse nicht-binäre Personen haben gar keinen Bezug zum Konzept «Geschlecht». Einige erleben ihr Geschlecht als eine Mischung aus Weiblichkeit und Männlichkeit oder auch aus anderen Geschlechtern, wiederum andere haben ein sich über die Zeit veränderndes Geschlechtsempfinden. Nicht-binäres Geschlecht sagt nur etwas über die Geschlechtsidentität einer Person aus, aber nichts über die Merkmale des Körpers, das Erscheinungsbild, die sexuelle Orientierung oder Geschlechterrollen.

Unterzeichne hier den offenen Brief an Bundesrat und Parlament und hilf mit, den «Code zu brechen». Vielen Dank!

One Reply to “Nemo: Gefeiert und gleichzeitig offiziell nicht anerkannt”

  1. An der PK sagte er, dass er die Non-Binary Flag reinschmuggeln musste da verboten – den Fans wurden sie von der Security abgenommen!

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